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Von Simone | 2. April 2019
Italien war zu verschiedenen Punkten in der Geschichte das kulturelle, politische und religiöse Zentrum der westlichen Zivilisation: vom Römischen Reich bis hin zur Renaissance. Gemeinsam werfen wir einen Blick auf die Errungenschaften in den Bereichen Sprache, Musik, Bildung, Kunst, Wissenschaft, welche die Welt zu dem machte, was sie heute ist.
Sprache
Die italienische Sprache würde es in dieser Form nicht geben ohne Dante Alighieri. Vor Dantes Göttlicher Komödie wurde die meisten Gedichte auf Latein verfasst. Eine Sprache, die den Wohlhabenden und Gebildeten vorbehalten war. Dante war ein überzeugter Verfechter des Volksmunds und bevorzugte die Sprache, die im normalen Leben von den normalen Leuten gesprochen wurde. Er kannte die verschiedenen Dialekte im Italienischen und versuchte eine einheitliche Sprache zu erschaffen- über die Grenzen des Lateins hinaus.
Mit seiner Göttlicher Komödie hat Dante den toskanischen Dialekt mit Elementen des Lateinischen und anderen Regionaldialekten kombiniert. Sein Ziel war es, in ganz Italien eine lesende Gesellschaft aufzubauen, zu der auch Geistliche und Poeten gehören sollten. Dante zeigte, dass man mit der italienischen Sprache Ausdrucksformen auf höchstem Niveau erreichen und damit einen weitaus größeren Teil der Gesellschaft erreichen konnte, als die lateinisch sprechende Elite es je schaffen würde.
Musik
Berühmte Komponisten aus Italien gibt es zuhauf. Große Namen wie Rossini, Monteverdi, Puccini, Vivaldi und Verdi verteilten sich über alle Jahrhunderte und deckten alle großen Epochen ab: von der Renaissance zum Barock und von der Klassik bis zur Romantik. Und das ist auch nicht überraschend. Italien gilt als die Geburtsstätte der Oper und spielte eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der klassischen Musik im Westen.
Die Musik italienischer Komponisten ist so tief mit der westlichen Kultur verwurzelt, dass man die großen Melodien sofort erkennt, auch wenn man der klassischen Musik nicht im Detail vertraut ist. Man hört eine Melodie und sie kommt einem direkt bekannt vor. Wenn Sie mit der Trickfilmserie Looney Tunes aufgewachsen sind, kennen Sie zum Beispiel Rossinis Der Barbier von Sevilla und die Ouvertüre von Wilhelm Tell. La Traviata von Verdi hören wir in dem Filmklassiker Pretty Woman und Puccinis O Mio Babbino Caro(zu dt. O mein lieber Papa) kennen manche von uns aus der Fernsehserie Downton Abbey.
Bildung
Maria Montessori hatte einen unglaublichen Einfluss auf die Erziehung und auf zahllose Heranwachsende. Noch heute ist die Montessori-Methode in über 100 Ländern auf der ganzen Welt verbreitet. Ihre Erziehungsmethode bezieht sich auf das Alter vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen und beruht auf dem Bild des Kindes als „Baumeister seines Selbst“. Die Montessoripädagogik erlaubt es Kindern, sich in ihrem eigenen Tempo zu entwickeln und stellt ihnen Pädagogen zur Seite, die sie mit einem kindesorientierten Ansatz à la „Hilf mir, es selbst zu tun“ begleiten. Maria Montessori war zudem eine starke Befürworterin der Frauenrechte und der Persönlichkeitsrechte in Sachen Bildung für Kinder mit medizinischen Einschränkungen.
Ihre Errungenschaften sind mindestens mit beeindruckend zu beschreiben. Als junge Frau schrieb sie sich an einer reinen Jungs-Universität ein und machte einen Abschluss in Mathematik und Physik. 1896 absolvierte sie ein Medizinstudium an der Universität in Rom. Sie können sich vorstellen, dass sie als Frau in einer reinen Männerdomäne so einige Herausforderungen meistern musste. So wurde es zum Beispiel als unangemessen und undenkbar erachtet, dass sie mit ihren männlichen Kommilitonen zusammen Leichen sezierte. Daher war sie gezwungen, die Sezierungen von Kadavern alleine durchzuführen - stundenlang.
Kunst
Es gibt zwei bestimmte italienische Künstler und wir glauben ohne jeden Zweifel, dass Ihnen diese beiden bekannt sind, auch wenn Sie keinerlei Studium der Kunst oder Geschichte genossen haben. Es geht um Michelangelo und Da Vinci. Die beiden haben einiges gemein: beide lebten ungefähr zur selben Zeit und beide in Florenz; und beide wurden von der einflussreichen Medici Familie gefördert. Vielleicht noch am wichtigsten: beide sind für ihre unglaubliche Vielseitigkeit bekannt, was sie zu Anwärtern auf den Titel des archetypischen "Universalgelehrten der Renaissance" macht.
Gemeinsam mit Raphael wurden Michelangelo und Da Vinci auch als die „Drei Großmeister“ der Hochrenaissance bezeichnet. Diesen drei Künstlern wurde die vielleicht größte Ehre zuteil, die man in Italien erhalten kann: nach ihnen wurden die Ninja Turtles benannt. Der vierte im Bunde hat ebenfalls einen italienischen Künstler als Namensgeber: Donatello, ebenfalls ein Künstler der Renaissance aus Florenz, welcher für seine Skulpturen und architektonischen Reliefs bekannt ist.
Wissenschaft
Genau wie Da Vinci und Michelangelo, wird auch Galileo Galilei als Universalgelehrter verehrt. Stephen Hawking sagte einmal, Galileo wäre wahrscheinlich mehr für den Anfang der modernen Wissenschaft verantwortlich als jeder andere und Albert Einstein nannte Galileo den Vater der modernden Wissenschaft. Galileo war auch einer der ersten modernen Denker, der eindeutig feststellte, dass sich die Naturgesetze mathematisch herleiten lassen. In The Assayer schrieb er: „Die Philosophie steht in diesem großen Buch geschrieben, das unserem Blick ständig offen liegt [ich meine das Universum]. Es ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, und deren Buchstaben sind Kreise, Dreiecke und andere geometrische Figuren, ohne die es dem Menschen unmöglich ist, ein einziges Bild davon zu verstehen.“
Natürlich brachten ihm diese Denkmuster so einige Probleme mit der katholischen Kirche ein. Als er Sidereus Nuncius veröffentlichte, hielten sich die meisten gebildeten Menschen an das geozentrischen Weltbild von Aristoteles, also an die Annahme, dass die Erde- und damit auch der Mensch- eine zentrale Position im Universum einnähme. Galileos Buch beschrieb die Beobachtungen, die mit der heliozentrischen Theorie von Kopernikus übereinstimmten und daher bestimmten biblischen Aussagen direkt widersprachen. Daraufhin wurde er als Strafe zu Hausarrest verurteilt. Glück im Unglück, denn in dieser Zeit entstanden einige seiner schönsten Werke.
Politik
Auch wenn der Machiavellismus für eine negativ konnotierte Politik steht und abwertend verwendet wird, kann der Einfluss von Niccolò Machiavelli dennoch nicht geleugnet werden. Wie viele Menschen können schon von sich sagen, dass ein theoretischer Begriff nach ihnen benannt wurde? Machiavellis Veröffentlichung Der Fürst beschreibt unmoralisches Verhalten, so wie Lügner und Mörder es aufweisen, als fast unausweichlich, wolle man seine Ziele, also Erfolg, erreichen. Also: der Zweck heiligt die Mittel. Machiavelli selbst hätte sicherlich zugestimmt, mehr als nur einfach Machiavelli gewesen zu sein.
Von Thomas Cromwell über Heinrich VIII. und Rousseau bis zu Francis Bacon: Machiavellis Ideen hatte tiefgreifende Auswirkungen auf den Stil politischer Anführer in der modernen westlichen Welt. Die Gelehrten argumentierten sogar, dass Machiavelli wegen seiner Vorliebe für den Republikanismus einen großen Einfluss auf die Gründerväter der Vereinigten Staaten hatte.
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