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Von Anisia Jacob | Veröffentlicht am 10. Oktober 2021
Der Begriff Dutch Design verrät noch nicht allzu viel darüber, worum es geht. In dieser Story erwartet Sie eine kurze Geschichte rund um das Dutch Design, den kunsthistorischen Wurzeln, dem heutigen Stellenwert und den Künstlern, die heute aktiv sind.
Wahrscheinlich sind viele unser Vorstellungen von geschmackvollem Design und schöner Ästhetik von diesem Stil beeinflusst. Er zeichnet sich durch Einfachheit und Funktionalität aus – Eigenschaften, die auch im beliebten skandinavischen Stil zu finden sind. In dieser Story wird also auch die Frage gestellt, ob wir in einer globalisierten Welt noch von einem exklusiv niederländischen Stil sprechen können. So viel vorab: Das können wir – so lange wir die Designer würdigen, die diesen Stil begründet haben, und die Werke, die diesen Stil beeinflussten.
Von Thonet zum Dutch Design – Ausstellung im Stedelijk Museum Amsterdam, 2021 – Quelle: Architectuur.nl
Der Begriff „Dutch Design“ in seiner jetzigen Bedeutung ist unmittelbar mit einer Gruppe von Designern und Künstlern verbunden, die sich seit den 1990er Jahren mit ihren visuellen Entwürfen einen Namen gemacht hat. Im Kontext der Identitätssuche hat die Kuratorin Ingeborg de Roode die Frage aufgeworfen, inwieweit wir in einer globalisierten Welt noch von „niederländischem Design" sprechen können. Demnach müsse die Identitätswahrung dieser Stilrichtung unter der Prämisse einer dynamischen und weltumfassenden Designwelt verstanden werden.
Die Wurzeln des Dutch Designs lassen sich jedoch noch weiter zurückverfolgen als bis in die 1990er Jahre – nämlich bis in das 17. Jahrhundert. Da wäre die Arbeit der niederländischen Silberschmiede Adam und Paul van Vianen, in der dekorative Objekte erstellt wurden, die durch regionale und persönliche Identität beeinflusst waren und Kreativität und Funktionalität in sich vereinten. Zudem bekamen Schränke eine herausragende Bedeutung für das Dutch Design – bis zum 19. Jahrhundert wurden sie zu wesentlichen Einrichtungsobjekten. Durch die Schubladen boten sie viel Stauraum und zeichneten sich durch eine hohe Praktikabilität aus – ein Markenzeichen des Dutch Design. Durch das Aufkommen des Jugendstils in den Niederlanden, entwickelten die Kreativen der Dutch Design-Szene weitere Möglichkeiten, ihre Handwerkskunst zu verfeinern.
Kabinettschrank, Herman Doomer zugeschrieben, ca. 1640 – 1650, schwarzes Ebenholz und Perlmutt – Quelle: Metropolitan Museum of Art, New York
Die Merkmale des Dutch Design
Der niederländische Jugendstil wird als wesentliche Einflussquelle für das Dutch Design betrachtet, denn es entwickelten sich daraus bestimmte Merkmale, die in die niederländische Kunst überführt wurden. Der niederländische Jugendstil lehnte jedoch den extravaganten Jugendstil – so wie er in Europa vorherrschend war – ab. Stattdessen suchte die niederländische Variante nach einer eher schlichteren Form, die mit der hiesigen Kunst, die auf die eigene Landesidentität ausgerichtet war, im Einklang ist.
Aaron Betsky, der frühere Direktor des Niederländischen Architekturinstituts, sieht ebenfalls einen nationalen Kunststil à la Dutch. Bei seinen Überlegungen zum zeitgenössischen niederländischen Design sagte Betsky, dass „die strukturellen Eigenschaften der Niederlande in die Merkmale des niederländischen Designs eingebettet sind“. Für ihn wird die historisch gewachsene Kulturlandschaft zu einer Metonymie, welche die Gestaltung des Raums als politisches Thema erleichtert. Die notwendigen Deiche, Schleusen und Wasserwirtschaftssysteme hätten das niederländische Wesen geprägt und zur Entwicklung eines soliden und irgendwie gemütlichen Modernismus geführt, der auch als charakteristisch für die niederländische Kultur im Allgemeinen angesehen werden könne. Funktionalität, Zugänglichkeit, Einfachheit und Einfallsreichtum sind demnach einige der Hauptmerkmale, die das Dutch Design im Bereich der Inneneinrichtung, der Möbel und anderer Objekte auszeichnen.
Wheat Fields, Jacob Ruisdael, niederländisch, ca. 1670, Öl auf Leinwand – Quelle: The Metropolitan Museum of Art, New York
De Stijl ist eine 1917 gegründete niederländische Kunstbewegung, die auch die Entwicklung des Dutch Design beeinflusst hat. De Stijl wurde von Künstlern wie Theo van Doesburg, Piet Mondrian und Bart van der Leck geprägt, die mit ihren Werken eine neue und bessere Welt schaffen wollten. De Stijl stand für das Stilmittel der Abstraktion, da diese als eine universelle Sprache angesehen wurde, welche alle kulturellen Grenzen überwinden konnte, indem sie alles auf das Wesentliche reduzierte.
Die De Stijl-Bewegung hatte eine ausdrückliche Vorliebe für Primärfarben und die sogenannten „Nichtfarben" (weiß und schwarz). Die Künstler nutzten das Prinzip der Geometrie – gerade Linien, Quadrate und Rechtecke wurden verwendet, um Objekte und neue reine Formen zu schaffen. So erinnert der von Gerrit Rietveld geschaffene Red and Blue Chair stark an das Werk des niederländischen Designers Richard Hutten, der den Prinzipien von De Stijl sehr nahe zu stehen scheint.
Composition II, Piet Mondrian, 1929 – Quelle: Still in Belgrade
Der Designer Richard Hutten, der sich mit Möbel-, Produkt-, Innen- und Außendesign auseinandersetzt, zeigte in seinen Werken also deutliche Einflüsse des De Stijl. Als Teil der ersten Generation niederländischer Designer hat sein Schaffen eine unerwartete und humorvolle Note. Seit den 1990er Jahren betreibt er ein Designstudio in Rotterdam, und seine Arbeit wird sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten geschätzt.
Seine Möbelstücke lassen sich als „No sign of design" kategorisieren, was bedeutet, dass die Stücke einen etwas trockenen Charakter haben. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Hutten an der Designbewegung „Droog Design" beteiligt war – diese zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass sichtbare Einflüsse des Designers fehlten; also ein „trockenes" Design. Ansonsten sind seine Möbelstücke sehr funktional und konzeptionell, wobei sein bekanntes Konzeptbeispiel Table upon Table für sich spricht. Seine Arbeiten überzeugen durch Schlichtheit und Humor, denn sie überraschen den Betrachter immer mit einem witzigen Konzept.
BZ 53, Hommage an Visser und Dutch Design, Richard Hutten – Quelle: Spectrumdesign
Marcel Wanders erregte 1996 mit seinem Knotted Chair erstmals die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, weil er eine Reihe von Elementen wie High-Tech-Materialien, Low-Tech-Produktionsmethoden und ein attraktives Design miteinander verband. Ab 2000 eröffnete er sein Studio in Amsterdam und war später Mitbegründer des Designlabels Moooi. Der Knotted Chair ist jedoch nach wie vor eines seiner bekanntesten und einflussreichsten Werke im Dutch Design.
Wanders' Entwürfe kann man als vielschichtig bezeichnen, denn er verwendet keine teuren Materialien, sondern solche, die so beschaffen sind, dass sie den späteren Produktionsentwicklungen angepasst sind. Auch seine Ästhetik ist bemerkenswert, denn alle seine Entwürfe sind einfach, schlicht und dennoch ansprechend gestaltet. Andere bekannte Objekte von ihm sind die Egg Vase (1997), die Snotty Vase (2001) und der Carbon Chair (2004). Außerdem entwarf er eine Reihe von Inneneinrichtungen, die die gleichen Merkmale aufweisen wie seine individuell gestalteten Werke.
Stuhl aus der Kollektion Objets Nomades für Louis Vuitton, von Marcel Wanders, 2015 – Quelle: Offizielle Website von Marcel Wanders
Das Studio Wieki Somers wurde von der Designerin Wieki Somers und ihrem Mitarbeiter Dylan van den Berg gegründet. Somers gilt als Mitglied der zweiten Generation der Dutch Design-Schule – zusammen mit den Vertretern der ersten Generation erlangte sie mit ihren Arbeiten internationale Aufmerksamkeit. Der Unterschied zwischen der zweiten und der ersten Generation besteht darin, dass sie den ästhetischen Aspekt noch stärker berücksichtigen, ohne auf das Konzeptionelle und Funktionelle zu verzichten.
Somers glaubt, dass es sich lohnt, „das Potenzial alltäglicher Dinge zu erkennen, indem man ihre verborgene Schönheit freilegt". Sie setzt diese Überzeugung in ihren Entwürfen um, indem sie alltägliche Gegenstände verwendet. Sie verarbeitet auch mit ungewöhnlichen Materialien, neuen Technologien und unerwarteten Formen, kombiniert mit überraschenden Funktionen und einem Hauch Poesie. Bemerkenswert ist, dass das Studio im Jahr 2009 das Goldene Auge bei den Dutch Design-Awards mit dem Merry-go-round Coat Rackdesignt wurden, gewann.
Merry-go-round Coat Rack, Wieki Somers, 2009 – Quelle: Boijmans Museum, Rotterdam
Die Dutch Design-Bewegung vereint ein breites Spektrum an Einflüssen, die sich aus den verschiedensten Entwicklungen der niederländischen Kunstgeschichte ergeben. Das vorläufige Endergebnis, so wie wir es heute sehen, ist frisch, vielfältig und faszinierend, und eben auch schlicht, funktional und konzeptionell.
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