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Von Tom | 2. Juli 2020 | Aktualisiert: Mai 2021
Japan ist seit Langem als Land der künstlerischen Raffinesse bekannt, was an kaum einem anderen Medium deutlicher wird als dem Holzschnitt. Die kleinen Kunstwerke stammen aus den Händen meisterhafter Kunsthandwerker und zeigen häufig Szenen aus der Natur, Menschen im Kimono sowie Samurais. Um unsere wöchentlichen Holzschnitt-Auktionen ins rechte Licht zu rücken, haben wir den Experten für japanische Kunst, Giovanni Bottero, gebeten, uns durch die Geschichte dieser raffinierten Kunstform zu führen und zu erklären, warum diese Drucke als wunderschöne Wandkunst auch für Ihr Zuhause perfekt geeignet sind.
Ukiyo-e bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie „Bilder der fließenden Welt” und ist eine Sammelbezeichnung für ein Genre, das eine breite Palette von Techniken, Medien und Themen umfasst. Dieses Teilgebiet dreht sich vor allem um das Leben in den Theater- und Vergnügungsvierteln der Edo-Periode (1600-1868). Der Begriff Ukiyo-e selbst ist eigentlich ein buddhistischer Ausdruck, der in seinem Ursprung als Warnung für die flüchtige Vergänglichkeit des Lebens entstand, in dieser Zeit Japans jedoch eine neue Bedeutung bekam. Das 17. Jahrhundert war vor allem durch den Aufstieg des Bürgertums geprägt, die Menschen eroberten die Großstädte (wie Edo = Tokio und Osaka) und der Begriff wandelte sich dahingehend, die Freuden des (Stadt-)Lebens zu genießen.
Die Ukiyo-e-Künstler waren geschickte Maler und Buchillustratoren, erreichten ihren hohen Grad technischer Raffinesse aber erst mit der Kunst des Holzschnitts. Ohne diese Kunst wären die Kult gewordenen Bilder der „fließenden Welt“ nicht möglich gewesen. Wenn wir heute einen Nishiki-e, ein kolorierter Holzschnitt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert, in den Händen halten, dann denken wir auch daran, welches Handwerk in ihm steckt und wir wissen diese Kunst zu schätzen.
Zojoji-Tempel, Shiba, veröffentlicht von Watanabe - Kawase Hasui
Um einen Holzschnitt zu erstellen sind viele Arbeitsschritte nötig. Der Entwurf der Künstler, die Arbeit der Schnitzer, die jede Linie ziselieren und die der Drucker, die das weiche Licht des Sonnenuntergangs durch unterschiedliche Druckmethoden auf das Papier zaubern (eine Schattierungstechnik, die als Bokashi bekannt ist). Und letztendlich braucht es auch noch Verleger, die sich auf das riskante Unterfangen einlassen, die Veröffentlichung einer Serie von Drucken zu finanzieren, auf denen Schauspieler oder Kurtisanen abgebildet sind, um so für die glamouröse „fließende Welt" zu werben.
Sammler lieben an japanischen Holzschnitten vor allem, dass sich das Genre durch eine äußert große Vielfalt an Themen und Genres, Designs und Farben, Erfindungen und Witz auszeichnet. Ganz gleich, ob Sie sich für historische Figuren, Action, Abenteuer, Sex (von subtilen Anspielungen bis hin zu recht detailgetreuen Abbildungen), Landschaften, Schauspieler, Dämonen, Helden und Schurken interessieren- japanische Farbholzschnitte werden Sie immer überraschen und begeistern.
Werke von Meistern wie Kitagawa Utamaro, Katsushika Hokusai und Utagawa Hiroshige finden immer begeisterte Sammler, aber auch Shin-hanga (neue Drucke) aus dem 20. Jahrhundert sind sehr beliebt. Was die Genres betrifft, so gehören Shunga (wörtlich „Frühlingsbilder") oder erotische Bilder wahrscheinlich zu den beliebtesten. Eigentlich entwarfen alle Künstler auch erotische Bilder, doch aufgrund der Zensur wurden die wenigsten dieser Werke mit einer Signatur versehen und auch weniger verbreitet. Ich glaube, es ist dieses Verbot, das dem Sammeln von Shunga eine gewisse Spannung verleiht.
Hierbei handelt es sich um eine Bijinga (Bild einer Schönheit) von Yoshitoshi
Die Käufer liebten es, dass sie die Schönheit Japans stellvertretend durch die Drucke erleben konnten. Es regte die Fantasie zu den berühmtesten Kurtisanen und populären Kabuki-Schauspielern an. Noch wichtiger war, dass es Bilder für jeden Geldbeutel gab: Die meisten Drucke wurden in Massenproduktion hergestellt und in Buchläden direkt auf der Straße für den Preis eines Mittagessens gehandelt.
Die idealisierte Vergnügungswelt, die vor allem die aufstrebende Edo-Mittelklasse als Zielgruppe hatte, beschäftigte aber auch die Shogunat (Militärregierung). Diese verbot wiederholt die Veröffentlichung erotischer Drucke, auch Theaterdrucke, die extravagante Schauspieler verherrlichten, und solche, die sich ironisch über die Klasse der Samurai lustig machten. Trotz der Zensur fanden viele Künstler aber immer wieder kreative Wege, diese Verbote zu umgehen (berühmte Schauspieler wurden in einem Druck sogar von Kuniyoshi auf Schildkröten geklebt).
Der japanische Farbholzschnitt hatte einen großen Einfluss auf europäische Künstler, besonders während der Blütezeit des Japonismus (Studium und Einfluss der japanischen Kunst). Viele einflussreiche europäische Künstler verliebten sich damals in das Ukiyo-e. Claude Monet zum Beispiel soll eine Sammlung von 231 Grafiken zusammengetragen und so die „Entdeckung" japanischer Grafiken für Europäer vorangetrieben haben.
Dieser Druck stammt von Koson und trägt den Titel „Drei Lachse".
Zu den westlichen Künstlern, die vom Ukiyo-e beeinflusst wurden, gehören viele der Impressionisten, wie Edgar Degas, Vincent Van Gogh und Camille Pissarro. Beispiele gibt es zahlreich: da wären Gemälde wie Monets „La Japonaise" und James Whistlers „Die Prinzessin aus dem Land des Porzellans", welche auf imposante Weise die östliche Faszination des Westens illustrierten.
Ukiyo-e war, bis zur Einführung der Fotografie, ein absolutes Massenprodukt. Die Ukiyo-e-Künstler der späten Meiji-Periode (1868-1912) entwarfen die Drucke für Zeitungen und illustrierten so die Ereignisse der damaligen Zeit. Das ging solange, bis die Fotografie kam und Ukiyo-e langsam ablöste.
„Zentsû Tempel in Sanuki“ von Watanabe
Der Holzschnitt und seine Techniken erlebten jedoch ein Revival durch die Shin-Hanga-Bewegung, die um 1915 dank des Verlegers Watanabe Shozaburo begann. Etwa zur gleichen Zeit trug eine andere Bewegung namens sosaku hanga (wörtlich „kreative Drucke") dazu bei, die Popularität des Holzschnitts zu erhöhen. Diese Bewegung rückte das Handwerk und die individuelle Kreativität in den Vordergrund: Drucke sollten „selbst entworfen, selbst geschnitzt und selbst gedruckt" werden, womit die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Künstler, Schnitzer und Drucker aufgehoben wurde.
Wenn man bedenkt, dass die Geschichte des Sammelns japanischer Farbholzschnitte im Westen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann, ist es bemerkenswert, dass die Popularität dieser Kunst seit über 140 Jahren weder im Westen noch im Osten abgenommen hat. Im Gegenteil. Im Laufe der Jahre hat die Beliebtheit von Shin hanga und Sosaku hanga stark zugenommen und entspricht fast der Popularität der älteren Meisterwerke.
„A Group of Herons in Snow“ von Ohara Koson
Während die meisten dieser außergewöhnlichen Entwürfe, wie etwa Hokusais „Große Welle", in der Sammlerwelt weithin bekannt sind, ist es schwer zu sagen, wie viele Drucke von anderen, weniger bekannten Bildern gemacht wurden. Das bedeutet, dass Sammler immer die Hoffnung hegen, einen neuen Druck zu entdecken und so wird die Begeisterung am Leben erhalten.
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