Von Surya Rutten | 3. April 2019
In der Kategorie „Favoriten unserer Experten“ erzählen unsere hauseigenen Experten mehr über ihre Lieblingsstücke in den Auktionen. Diese Woche ist unsere Expertin für asiatische Kunst und Objekte, Surya Rutten, an der Reihe. Sie hat einige Objekte aus der besonderen Versteigerung einer niederländischen Privatsammlung ausgewählt.
1. Ein mit Blattgold verzierter sechsteiliger japanischer Wandschirm, mit einem Gemälde mit Gänsen und Pfingstrosen vor einem Stein. Meiji-Zeit.
Sechsteiliger Wandschirm mit Gänsen und Pfingstrosen
Die Blässgans hat ein hauptsächlich dunkelbraunes und graues Federkleid und ihre Größe liegt irgendwo zwischen einer Stockente und einem Schwan. Die Blässgans ist bereits seit der Antike ein sehr beliebter Vogel, der häufig in japanischen Volksmärchen, Gedichten, der Literatur und Folklore vorkommt und wurde häufig für Gemälde auf Paravents benutzt bzw. war ein beliebtes Motiv für Familienwappen. Gleichzeitig stellt sie ein Symbol für den Herbst dar. Die Blässgans wird außerdem im Man'yōshū, einer Anthologie aus der japanischen Poesie aus dem 8. Jahrhundert, in 80 Gedichten erwähnt und steht als Tier nach dem kleinen Kuckuck an zweiter Stelle. Die Pfingstrose wiederrum ist in Japan ein Zeichen für Tapferkeit.
2. Eine rot lackierte japanische Rüstung mit einem zweiteiligen Küriss (shū’urushinuri okegawa nimaidō gosoku). Frühe Shōwa-Zeit.
Eine rot lackierte japanische Rüstung (Yoroi) mit einiem zweiteiligen Küriss
Japanische Rüstungen sind ein recht komplexes Unterfangen und bestehen aus vielen Einzelteilen. Im Einzelnen besteht die hier angebotene aus einem großen Hoshi Kabuto-Helm mit Kuwagata-Geweich, Tatemono im Drachenrelief und einer große Schläfenplatte, dem sogenannten Fukikaeshi, mit geräuchertem Leder und einem großen Troddel auf der Rückseite. Außerdem kommt sie mit einem großen Shikoro-Nackenschutz, der aus vier Teilen besteht, eine braun lackierte Gesichtsmaske (Resseibō) mit weißem Schnurrbart und einem rot lackierten vierteiligen Halsschutz, dem Nodowa. Die Schultern werden anhand eines sechsteiligen roten Rüstungsteils mit blauen Schnüren geschützt.
Die Arme sind mit einer roten Schinokote, mit vertikalen Metallstreifen, bedeckt. Außerdem einem braunen, eimerförmigen, zweiteiligen Küriss (Nimaidō), an dem sechs fünfteilige Kusazuri hängen. Eine große Haidate mit Brokat und geschnürten Karuta aus Metall schützen die Oberschenkel. Die Suneate haben vertikale Metallstreifen (Shinosuneat) und schützen die Unterschenkel. Das Ganze kommt mit einem Hosenbund und in einer Rüstungsbox (Yoroibako).
3. Ein schwarz lackiertes Schreibkästchen mit passender großer Schachtel für Papier, verziert mit dem Berg Fuji in silbernem Maki-e-Lack. Frühe Shōwa-Zeit.
Schwarz lackiertes Schreibkästchen mit großer Schachtel für Papier
Ein fast quadratisches Schreibkästchen (Suzuribako), verziert mit einer erhabenen Takamakie-Lackierung. Dargestellt wird ein Strand mit Pinienbäumen und einem fernen Hügel an einer Meeresküste. Im Inneren ist das Kästchen schwarz lackiert und hat Platz für Pinsel, einem Tintenstein und einem silbernen Wassertropfer. Die Schachtel für das Papier (Ryōshibako) stellt den Fuji und einige Tempel und Berge dar. Das Ganze ist ebenfalls aus Silber und Maki-e-Lack hergestellt. Der Deckel hat drei Auberginen auf der Innenseite, die in einer erhabenen Takamakie-Lackierung aus Gold und Silber gemalt sind.
4. Eine schwarz patinierte Bronzefigur auf Elefant. Die Figur zeigt Bodhisattva Kannon in der irdischen Form Samantabhadra. Späte Edo-Meiji-Zeit.
Bronzefigur des Bodhisattva Kannon
Die Figur hält die Hände in der Form der Vitarka Mudra (der Lehrgeste), welche eher unüblich ist. Bei dieser Geste berühren sich Daumen und Zeigefinger. Samantabhadra ist der Bodhisattva, der mit der Praxis der buddhistischen Lehre verbunden ist und sich Manjushri anschloss. Dieser wiederrum ist der Herr der transzendenten Weisheit. Er soll der ein Schüler des historischen Buddha Shakyamuni gewesen sein. Der Bodhisattva reitet auf einem weißen Elefanten, welcher wiederum für die Kraft steht, die durch die Praktizierung des Buddhismus erreicht wird.
Über die niederländische Privatsammlung
Diese niederländische Sammlung umfasst hochwertige Stücke aus Japan, die alle aus der Frühzeit bis zur Showa-Zeit reichen. Alle Objekte wurden sorgfältig aufgrund ihrer Qualität und ihrem Detailreichtum ausgewählt. Diese wunderschönen Objekte sprechen nicht nur Sammler an, sondern auch alle Menschen, die auf der Suche nach einem besonderen Objekt oder einem großartigen Eyecatcher sind. Damit enthält die Sammlung Gegenstände für den jungen, aber auch spezialisierten Sammler, aus allen Preisklassen. Das macht diese Sammlung zu einer sehr schönen Auktion für diejenigen, die sich für japanische und asiatische Kunst und Antiquitäten interessieren.
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